Immer dann, wenn es brennt oder wenn man in andere brenzlige Situationen gerät, ist es leicht, sich auf Andere zu verlassen. Denn innerhalb weniger Minuten ist die Feuerwehr vor Ort und weiß schon, was zu tun ist. Sich aber nur auf die Anderen zu verlassen, könnte sich schon bald zum Trugschluss entwickeln. Denn die Feuerwehr ist keine Selbstverständlichkeit – schon gar nicht in ländlichen Gemeinden, in denen man auf das Engagement von ehrenamtlichen Aktiven in den Freiwilligen Wehren angewiesen ist. Den Wehren fehlt der Nachwuchs. Daher treibt die Laboe Feuerwehr ihre Mitgliederwerbung nun voran.
Man sei auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen, heißt es bei der Laboer Wehr. Denn auf dem Land gibt es keine Berufsfeuerwehr, die Freiwilligkeit bestimmt hier über Einsatzstärke und Handlungsfähigkeit der Feuerwehr. Und gerade die sehen die Aktiven in vielen Gemeinden in Schleswig-Holstein gefährdet. Den Freiwilligen Feuerwehren fehlt der Nachwuchs. Zwar ist man in Laboe noch einige Mitglieder von der alarmierenden Mannschaftsstärke entfernt – aber auch hier macht sich der Nachwuchs rar. Seit 2008 treibt die Feuerwehr Laboe ihre Mitgliederwerbung voran – so sehr, dass auch eine ganze Werbekampagne mit großen Bannern entstand.
Denn wenn sich nicht genügend Freiwillige finden, werden auch in Laboe Feuerwehrleute verpflichtet. Oder anders gesagt: Laboer, die kein überzeugendes Argument haben, nicht in die Wehr einzutreten, werden Mitglied in der Wehr. Der sind allerdings jene Mitglieder lieber, die es aus freien Stücken zu den Brandbekämpfern zieht. Und die verstehen nicht, warum sich nicht mehr Menschen für den aktiven Dienst begeistern. Denn, und das meint nicht nur Wehrführer Kurt Jahn: „Bei der Feuerwehr tut man etwas Gutes und es macht auch noch Spaß.“ Derzeit hat die Freiwillige Feuerwehr Laboe noch 47 aktive Mitglieder, sollte die Mitgliederzahl unter 40 sinken, bewegt man sich bereits im kritischen Bereich. Jahn: „Wir hatten auch schon mal 37 Mitglieder.“
Dabei wird Einem in der Feuerwehr allerhand geboten: Neben der Ausrüstung für die Aktiven gehören eine solide Ausbildung und Fortbildung mit zum Paket der mehr als sinnvollen „Freizeit“-Gestaltung. Die Feuerwehr sei so etwas wie eine große Familie mit vielen gemeinsamen Aktivitäten und gegenseitiger Unterstützung. Gemeinsame Übungen mit Polizei, Rettungsdienst oder den Seenotrettern sorgen außerdem dafür, dass Einsätze unter realistischen Bedingungen nachgestellt werden. Oftmals, so die Erfahrung, hätten mögliche Neuzugänge aber auch Schwellenängste, die allerdings völlig unbegründet sind. Denn, so der stellvertretende Wehrführer Volker Arp: „Wer Höhenangst hat, muss nicht auf die Drehleiter, wer Angst vor Feuer hat, muss nicht mit löschen. Wir haben hier noch genügend andere Aufgaben, die auf die Mitglieder warten.“ Und auch begeisterte Partygänger müssten keine Befürchtung haben, dass ihnen durch einen Alarm ständig der Abend verdorben wird. Dafür sorgen genaue Absprachen.
Die Ursachen für das mangelnde Interesse an einer Mitgliedschaft sieht die Laboer Wehr hauptsächlich in einem gesellschaftlichen Problem und darin, dass man als Wehr viel zu lange „anonym“ unterwegs war. In Laboe gibt es aber auch das Problem, dass durch vergleichbar wenige Ausbildungsplätze viele junge Leute in die Städte abwandern und deshalb nicht rund um die Uhr verfügbar seien. Außerdem hätten viele Menschen ein falsches Bild von der Wehr. Deren Mitglieder sitzen nämlich nicht nur däumchendrehend da, um auf den nächsten Einsatz zu warten. Kurt Jahn: „Wir haben hier genau wie andere ganz normale Berufe, denen wir nachgehen.“
Um diesem Missstand entgegen zu treten, hat die Wehr ihre Mitgliederwerbung vorangetrieben und dabei auch ganze Kampagnen, mit schon mal leicht provokativen Slogans, entwickelt. Außerdem wurde ein Flyer mit finanzieller Unterstützung des Laboer HGV entwickelt. Hinzu kommen spezielle Mitmachtage, der Tag der offenen Tür, Info-Veranstaltungen in Schulen und anderen Einrichtungen. Im vergangenen Jahr kam die Laboer Wehr dann in den Genuss einer besonderen Unterstützung. Denn die Gemeinde stellte einen bestimmten Betrag zur Verfügung, um Mitglieder der Jugendwehr bei ihrem Lkw-Führerschein zu unterstützen. Allerdings erwies sich diese Werbemaßnahme insofern als nur wenig nützlich, als Mitglieder, die ohnehin in der Jugendwehr sind, sie als Bonbon für ihre Ausbildung nutzten.
Deshalb wurde der Fördertopf umgewidmet und kann jetzt auch für andere Werbemaßnahmen genutzt werden. Und die werden von den Feuerwehr-Aktiven ganz eigenständig entwickelt und erarbeitet. Bei einem runden Tisch mit der Gemeinde wurde ein Konzept präsentiert. Zu einem zweiten Gespräch kam es bisher nicht, obwohl, so Kurt Jahn, „es eigentlich auch Sache der Gemeinde ist, für eine wachsende Mitgliederzahl zu sorgen.“ Aber die, so weiß der zweite stellvertretende Bürgermeister Stephan Matthiesen aus Erfahrung, „kann eben auch nicht zaubern.“
Matthiesen trat gerade im Alter von 50 Jahren selbst der Freiwilligen Feuerwehr als aktives Mitglied bei und kann es nur weiter empfehlen. Nach seiner Ansicht ist die effektivste Art der Mitgliederwerbung das „Weitersagen“, also die Mund zu Mund-Propaganda. Er selber konnte gerade Jemanden für den Gedanken begeistern, Mitglied zu werden. Wer also nicht nur darauf warten will, dass „die Anderen schon kommen, wenn’s brennt“, und zehn bis 60+ Jahre alt ist (Altersgrenze 67), sollte sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Laboe melden.
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